Familie Seif

Verheiratet mit dem Lehrer Richard Seif lebten sie nach 1934 (1. Sohn Jakob in Verden geboren) in Reichelsheim im Odenwald. Vermutlich in der Jüdischen Gemeinde angestellt wohnten sie in der zur Synagoge gehörenden Dienstwohnung, wo Frieda die Töchter Golda (1937) und Judit (1938) zur Welt brachte.

1935 wurden die jüdischen Schüler in Reichelsheim vom Unterricht an öffentlichen Schulen ausgeschlossen. Sowohl Lehrer als auch Schüler mussten mit dem Gemeindebus nach Höchst im Odenwald ausweichen und waren ständigen antisemitischen Überfällen ausgeliefert. Eine Mitschülerin, die die Shoah überlebte, berichtete später:

„Eines Tages … sahen wir in einiger Entfernung einen Lastwagen quer auf der Straße stehen. … Der Besitzer des Lastwagens stieg aus der Fahrerkabine aus und hatte eine Startkurbel in seiner Faust. Er kam auf uns zu und begann, ohne ein Wort zu sagen, die Fenster unseres Busses zu zerschlagen, hinter denen wir Kinder kauerten und zu schreien begannen.“

Während des Novemberprogroms 1938 wurde die Synagoge neben der Wohnung geplündert und in Brand gesetzt. Zahlreiche Häuser von Juden wurden unter Führung eines Trupps Bensheimer SS-Leuten verwüstet und die Bewohner misshandelt. Vor der Synagoge entfachten sie ein Feuer aus Gebetsbüchern und Thora-Rollen und ließen die jüdischen Einwohner darum tanzen. Richard Seif wurde vor ein fahrendes Auto gestoßen und entkam nur knapp dem Tod.

Nachdem eine Ausreise ins niederländische Exil erfolglos blieb, flüchtete Frieda Seif mit ihrer Tochter Golda am 06.01.1939 nach Frankfurt. Sie fand dort Zuflucht im Heim „Isenburg“ und lebte dort zwei Jahre mit ihrer Tochter Golda. Richard folgte ihnen am 15.07.1939. Jakob ging mit seiner Schwester Judith zu Verwandten nach Bocholt. Kurze Zeit später kamen sie jedoch ins Kinderhaus nach Frankfurt.

Nach der Schließung des Heims „Isenburg“ kam Golda ebenfalls ins Kinderhaus und Frieda lebte im Jüdischen Altersheim in der Wöhlerstraße 6 in Frankfurt. Sie arbeitete hier für ein voraussichtliches Jahreseinkommen von RM 468 inkl. freier Unterkunft und Verpflegung. Richard Seif wurde 1942 über französische Durchgangslager am 11.09.1942 ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort verliert sich seine Spur.

Frieda Seif und ihre drei Kinder wurden am 15.09.1942 von Frankfurt aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Im an den „Herrn Polizeipräsidenten in Frankfurt am Main“ adressierten „Verzeichnis der umgesiedelten Juden, betrifft: Wohnsitzverlegung von Juden nach Theresienstadt“ waren Frieda und ihre Kinder unter den Nummern 968, 969, 970 und 971 aufgeführt (Diersch, S. 29). Zwei Jahre später, am 12.10.1944, verschleppte man sie weiter nach Auschwitz, wo sie vermutlich direkt nach ihrer Ankunft selektiert und in den Gaskammern ermordet wurden (GbNI).

Mehr Informationen

Persönliche Daten

Frieda Seif
Golda Seif
Jakob Seif
Judith Jeanette Seif

Quellen

Literaturverzeichnis