Ellen Nathan (Bierhoff)
Ellen Nathan war ein uneheliches Kind und ihre Mutter Ruth hatte schon während ihrer Schwangerschaft Zuflucht im Heim „Isenburg“ gesucht und gefunden. Dorthin kehrten Mutter und Tochter kurz nach Ruths Geburt für einige Wochen zurück, bevor sie nach Frankfurt am Main zogen. Laut offizieller Volkszählung von 1939 war Ellen im Kinderhaus der „Weiblichen Fürsorge“ gemeldet.
Nach der Hochzeit ihrer Mutter Ruth mit Herbert Bierhoff zog die kleine Familie nach Kassel. Ob Herbert Bierhoff der leibliche Vater war oder Ellen adoptierte ist unbekannt.
Am 09.11.1941 wurden alle drei von Kassel aus in das Ghetto Riga deportiert. Die Familie lebte dort mehrere Jahre. Was danach mit ihnen geschah ist nicht durch historische Quellen belegt. Der aus Kassel stammende Mitgefangene Sigi Ziering war zu dieser Zeit 13 Jahre alt. Er verarbeitete als 70-Jähriger sein traumatisches Erlebnis im Ghetto in seinem Theaterstück „The Judgement of Herbert Bierhoff“. Die fiktionale Darstellung dürfte die Ereignisse im Kern realistisch widerspiegeln.
Demnach wurde Herbert Bierhoff im Ghetto der Jüdischen Polizei zugeteilt. In dieser Funktion konnte er seine Frau und Tochter lange Zeit beschützen. Als er diesen Schutz nicht mehr aufrecht erhalten konnte, vergiftete Herbert Bierhoff seine Tochter, um ihr weiteres Leiden und die Deportation in ein Vernichtungslager zu ersparen. Die SS griff Herbert Bierhoff am Morgen nach Ellens Tod im Hof bei dem Versuch auf, mit einem Löffel ein Grab für seine Tochter zu auszuheben. Daraufhin wurde er auf Befehl des Lagerleiters erschossen.